Hans Martins Bastelseiten

Induktiver 1-Transistor-Detektor für Metallteile

Letzte Änderung: 26.7.2025

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"Wie die Diebstahlsicherung an der Kaufhaustür"

Das Induk­tions­relais schaltet über seinen Kon­takt Motoren und Glüh­birnen ein und aus oder läßt auf der Spiel­zeug­eisen­bahn Züge abfah­ren, wenn ein anderer Zug zwi­schen Sende- und die Empfänger­spule hin­durch­fährt. Seine Funk­tion beruht auf der Über­tragung magne­tischer Impulse zwi­schen den Spulen, die durch Metall­gegen­stände unter­brochen wird. Es arbei­tet berüh­rungs­los.

Zwischen den Spulen verlaufen die Feld­linien eines hochfre­quenten Magnet­feldes. Ein Metall­teil leitet die Feld­linien von der Empfänger­spule weg. Die Rück­kopp­lung setzt aus und der Transis­tor, der das magne­tische Feld steuert, betätigt statt dessen ein Schalt­relais.

Der flie­gende Aufbau mit Elementen aus einem KOSMOS Elek­tronik XG-Baukas­tens von 1966. Die Bauele­mente sind auf einem Kunst­stoff-Sockel mit Feder­klemmen aus Messing­blech montiert. Man kann sie ein­fach mit Stücken von einigen Zenti­metern "Klingel­draht" verbinden. Nicht alles ist original, manches habe ich nachgebaut.

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Natür­lich kann das induk­tive Relais mit seinen beiden großen Ring­spulen nicht nur Fisch­konser­ven erken­nen. Ich habe alles mög­liche hinein­gehal­ten: Tassen, Blech­spiel­zeug, Alu­folie, CDroms. Bitte sehr, Video ein­fach ankli­cken!

Das Interes­sante an dieser Schal­tung ist die Tat­sache, dass sie mit nur einem ein­zigen Tran­sistor funktio­niert. Sie ist sehr einfach nachzu­bauen und ein schönes Anfänger­projekt für einen jungen Elek­tronik­bastler (speziell wenn er oder sie sich auch für Modell­eisen­bahn begeis­tert).

Hier gibt es eine zweite Vari­ante mit verzö­gerter Abschal­tung.

Der Plan des 1-Transistor-Apparats

Es handelt sich hier um einen Sperr­schwinger-Oszil­lator. Die beiden Spulen neben dem Gleis sorgen für die Rück­kopp­lung. Ein Wagon einer Blech­eisen­bahn, der dazwi­schen fährt, unter­bricht den magne­tischen Kreis. Dadurch setzen die Schwing­ungen aus.

Bei einem Oszillator, der nach dem Sperr­schwinger-Prin­zip arbei­tet, steigt der Gleich­strom durch den Transis­tor dann stark an. Dadurch zieht das Relais im Emitter­strom­kreis des Transis­tors an. Wenn der Oszil­lator schwingt, dann liegt der Strom bei nur 3 bis 4 mA. Die Fre­quenz beträgt unge­fähr 80 kHz. Das Relais rea­giert auf einen so kleinen Strom nicht oder fällt, wenn es ange­zogen war, in den Ruhe­zustand zurück. Wenn die Schwing­ungen aussetzten, dann steigt dieser Strom im vorlie­genden Beispiel auf 30 mA. Das genügt, dass ein normales 12-V-Mini­relais an­spricht und seine Arbeits­kontakte schließt.

Das Induktions­relais kann seinen Strom aus dem 16-V-Licht­strom­kreis der Spiel­zeug­eisen­bahn beziehen. Die Schal­tung ist gegen Schwan­kungen sehr tole­rant.

Der Trick beim Sperrschwinger

Woher kommt diese starke Strom­änderung? Der entschei­dende Trick ist das RC-Glied 18 nF/47 kΩ in der Zuleitung zur Empfänger­spule (obere Spule im Plan). Wenn in der Spule Wechselspannung indu­ziert wir, dann läd sich der 18-nF-Konden­sator negativ auf, weil der Strom am anderen Spulen­ende durch die Emitter-Basis-Diode des Transis­tors und damit nur in eine Rich­tung fließen kann. Der Transis­tor wirkt als Gleich­rich­ter. Wenn die Basis zuneh­mend nega­tiv wird, dann sperrt auch die Kol­lektor-Emitter-Strecke des Transis­tors schließ­lich. Dies dauert so lange an, bis sich der Konden­sator wieder ent­laden hat. Erst dann schickt der Transis­tor einen neuen Strom­impuls zur Sende­spule (unten), was jedoch erneut zur Blockade führt. Der Strom fließt also nur in sehr kurzen Impul­sen, der mittlere Strom ist sehr gering.

Die Kollektor­spannung (oben) des Transis­tors (die Skala der y-Achse ist 10 V/Teilung) im offenen, schwing­enden Zustand des Induk­tions­relais. Die Kol­lektor­span­nung ist wegen der Reso­nanz der Sende­spule zwar sinus­förmig, Strom fließt gleich­wohl nur in kurzen Impul­sen. Unten: Induk­tions­span­nung in der Empfänger­spule (Skala: 2 V/Teilung). Frequenz: 81.7 kHz.

Wenn aber des magne­tische Signal gar nicht in der Empfänger­spule ankommt (weil ein magne­tisches Hinder­nis im Weg steht), dann unter­bleibt die Blockade. Der Transis­tor wird über den 47-kΩ-Wider­stand aufge­steuert und läßt viel mehr Strom durch das Relais fließen.

Das weitere RC-Paar von 100 nF/120 Ω, dass der Relais­spule parallel liegt, hat keine prinzi­pielle Funk­tion. Es dient zur Däm­pfung von uner­wünsch­ten Neben­schwing­ungen, die von der Relais­spule ausgehen könnten.

Ich habe an die Spulen Konden­sato­ren von je einigen nF geklemmt, so dass die Reso­nanz­frequen­zen bei (unge­fähr) 80 kHz liegen. Das verbes­sert die Reich­weite der Energie­über­tragung.

Der Aufbau des Gerätes

Zum Aufbau des Induk­tions­relais genügen also wenige Bauele­mente. Nur die Spulen muss man wohl selbst wickeln, siehe unten.

Transistortypen

Als Transis­toren eignen sich alle gängi­gen npn-Sili­zium-Schalt­transis­toren, die im platz­sparen­den TO-39-Gehäuse für 1 bis 2 Watt Verlust­leis­tung und für eine Höchst­span­nung UCE = 45 V (oder mehr) spezifi­ziert sind: BC141, 2N1613, 2N2219. Man kann das Gerät genau so gut mit pnp-Typen auf­bauen wie zum Bei­spiel BC161 oder 2N2905A. Dann jedoch muss die Pola­rität umge­kehrt werden, ein­schließ­lich Gleich­richter­diode und Elek­trolyt­konden­sator. Ein Kühl­stern ist zu empfehlen.

Die Doppelspule

Nach der Erkundung der prinzipiellen Funktionsweise des Induktionsrelais, das man auf dem Elektronik-Steckbrett aufbauen kann, steht dem endgül­tigen Aufbau nichts mehr im Wege. Ich bevor­zuge dafür Loch­raster­platinen, um die Teile platz­sparend und aufzu­löten und um robuste Anschluss­stecker oder -buchsen anzu­bringen.

Jede Spule hat 100 Win­dungen aus 0.6 mm starkem Kupfer­lack­draht. Man braucht für die beiden Spulen also etwa 32 m Draht. Die Spule­nkörper habe ich an der Dreh­bank aus dem runden Buchen­holz­fuß eines alten Kleider­schranks gedreht. Der Innen­durch­messer der Spulen beträgt 4.5 cm, die Breite ist 1.2 cm. Wenn man beim wickeln Windung für Windung eng anein­ander­legt, kommt man für die 100 Win­dungen mit 0.5 cm2 Quer­schnitt aus. Die Indukti­vität der Spule berechnet der L-Culator zu 560 µH. Man könnte die Spulen­körper eben­sogut aus starkem Bastel­karton aus­schnei­den und zusammen­kleben, oder sie im 3D-Drucker her­stellen. Wichtig ist selbst­verständ­lich eine stabile Befes­tigung der beiden Spulen.

Auswahl des Schaltrelais

Einige typi­sche Miniatur­relais, die sich für die Schal­tung gut eignen. Je nach der dem, welche Aufgabe das Induk­tions­relais haben soll, kann ein Relais mit ein­fachem Kontakt oder Doppel-Umschalt­kontak­ten wählen. Das von mir verwen­dete Relais ist für 12 V ausgelegt. Die Spule hat einen Wider­stand von 360 Ohm. Der Spulen­strom beträgt also 30 mA bei 12 V.

Anwendung bei der Modelleisenbahn

Ich habe die Spulen­größen so ausge­legt, dass das Gerät auf Lokomo­tiven und Wagen meiner antiken Blech­eisen­bahn optimal an­spricht. Diese hat den Maß­stab Spur Null, also 1:43,5. Die Spur­weite ist 32 mm. Die lichte Weite zwischen den Spulen sollte bei 10 cm liegen. Auch für die größere Spur­weite 1 (Maßstab 1:32, Spur­weite 45 mm) oder für Garten­bahnen (Maßstab 1:22,5) dürf­ten die Spulen­maße geeignet sein.

Bei antiken Spiel­zeug­eisen­bahnen aus den Jahren 1920 bis 1960 ist alles pure Mecha­nik. Es gibt nicht einmal so etwas wie ein Schalt­gleis, wie man es bei moder­ner H0-Modell­eisen­bahn kennt! Prak­tisch behilft man sich gerne mit Licht­schran­ken am Gleis, um durch den fahren­den Zug zum Bei­spiel eine Weiche umzu­schal­ten, oder um ein Signal zu stellen. Hier ist Selbst­bau angesagt. Die Zutaten gibt es günstig im Elek­tronik-Versand­handel.

Einfache, selbst­gebaute Licht­schran­ken haben leider oft das Problem, dass ihre Funktion durch die äußeren Licht­verhält­nisse beein­flusst wird. Was sich im dunklen Hobby­keller gut bewährt, muss noch lange nicht in der pral­len Sonne auf der Terrasse funk­tionie­ren. Deshalb ist ein induk­tives System hier von großem Nutzen. Da es so etwas meines Wissens nicht zu kaufen gibt (außer als teure Indus­trie­elek­tronik), kann man nur selbst zum Löt­kolben greifen.

Wichtig: das angemessene Design

Für die Verwen­dung auf einer antiken Spiel­zeug-Eisen­bahn mit ihren form­schönen Lokomo­tiven und Wagen sollte man sich aber auch um das äußere Design des Induk­tions­relais Gedan­ken machen. Das gilt in erster Linie für die beiden auffäl­ligen Ring­spulen neben dem Gleis. Der Erfolg eines solchen Bastel­projekts, das heißt, die Einfüh­rung "neu­artiger" Technik in ein mehr als 100-jähriges Tradi­tions­hobby, hängt ganz ent­schei­dend davon ab, wie gut sie sich in den beste­henden Kon­text fügt, ihre Funk­tion mit dem geringst­mögli­chen Ein­griff aus­übt und die spezi­fische Ästhe­tik respek­tiert.

Was lag näher, als eine Art "Sicher­heits-Gate" zu bauen wie am Flug­hafen oder im Kauf­haus, doch im Retro-Look der 1930er Jahre? Die Teile habe ich aus Resten von Holz­latten ausge­sägt und ver­klebt, dann habe ich alle präg­nanten Kanten mit der Schleif­maschine durch rund­liche Form ersetzt. Stil­istische Anschau­ungs­bei­spiele erhält man, wenn man in Google das Stichwort "Art Deco Stuhl" eingibt.

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Variante mit verzögerter Abschaltung

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Eine kleine Demonstration: der Unterschied ohne und mit Ausschalt-Verzögerung. Video ein­fach ankli­cken.

Wenn das Relais nicht sogleich wieder abschal­ten soll, nachdem der Zug durch­gefahren ist, dann benö­tigt man eine Abschalt­verzöge­rung. Das ist nütz­lich, denn bei einem langen Spiel­zeugzug "klap­pert" das Relais nach jedem Wagon.

Außerdem mag es ja erwünscht, dass wie bei einer Treppen­haus-Zeit­schal­tung des Licht noch eine Weile brennt, nachdem der Ein­schalter betätigt wurde. Auch diese erwei­terte Auf­gabe lösen wir weiter­hin mit nur einem eizigen Transis­tor.

Die Verzögerungsschaltung

Dieser Schalt­plan zeigt zur Abwechs­lung die Vari­ante mit einem pnp-Transis­tor. Sie unter­scheidet sich bis auf die Polari­täten nicht von der oben gezeig­ten Version. Neu sind die blau gezeich­neten Bauele­mente. Sie sorgen dafür, dass das Relais nicht gleich wieder abschal­tet, dass also der Strom durch den Transis­tor für eine gewisse Zeit hoch bleibt. Diese Zeit hängt von der Kapa­zität CR ab. Für 47 µF beträgt die Verzö­gerung 5 Sekun­den.

Der Ausgangs­zustand: Solange die Induk­tions­schranke frei ist, der Oszil­lator schwingt und das Umschal­trelais in Ruhe ist, dann beträgt die Span­nung am RC-Glied 47 kΩ/18 nF wegen des Sperr­schwinger­effeks etwa Null Volt. Diese Span­nung über­trägt sich über die Dioden d1 oder d2 auf den Konden­sator CR. Der Minus-Pol des Konden­sators wird über den Ruhe­kontakt des Relais eben­falls an Masse gelegt. Der Konden­sator erhält also keine Ladung.

Ein Zug fährt in die Barriere: Wenn die Schwing­ungen aus­setzen, dann steigt die Span­nung am RC-Glied auf immer negati­vere Werte. Deshalb ist die Diode d1 gesperrt. Es fließt weiter­hin kein Strom in den Konden­sator CR. Auch die Tat­sache, dass das Relais nun anzieht und die Minus-Seite des Konden­sators über einen Wider­stand von 22 kΩ an die nega­tive Versor­gungs­span­nung legt, ändert daran nichts: die Span­nung am Konden­sator bleibt trotz des Einschalt­vorgangs auf Null.

Der Zug hat die Barriere verlas­sen: Die Schwing­ungen des Oszil­lators setzen wieder ein. Das besagte RC-Glied läd sich positiv auf. Die Diode d1 wird nun leitend und es fließt nun Strom vom Minus­pol der Strom­versor­gung über den 22 kΩ-Wider­stand, den Konden­sator, die Diode bis zur Basis des Transis­tors. Dieser bleibt leitend und hält das Relais weiter­hin im angezo­genen Zustand. Dies funktio­niert jedoch nur so lange, bis CR aufge­laden ist und auf diesem Wege kein Strom mehr fließen kann. Diese Zeit­spanne bestimmt die Verzö­gerungs­dauer. Das Relais fällt dann ab.
In diesem Augen­blick endläd sich der Konden­sator über die Diode d2 und den 1-kΩ-Wider­stand. Das Induk­tions­relais ist für die nächste Runde bereit. Für CR = 47 µF beträgt die Verzö­gerung 5 Sekunden. Erhöht man die Kapa­zität, dann wird die Ein­schalt­zeit des Relais entspre­chend länger.

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