Hans Martins Bastelseiten

Mit diesen Radios klingt auch die längste Staumeldung schön

Letzte Änderung: 6.12.2025

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Leider ist der analoge Rund­funk in Deutsch­land heute Geschichte. Mittel- und Lang­wellen­sender haben den Dienst seit Jahren einge­stellt. Das ist ein herber Rück­schlag für die vielen tausend Radio­bastler hierzu­lande.
Doch es lohnt sich auch weiterhin, am Bastel­tisch mit Detek­tor-Radios und Audions zu experimen­tieren. Im euro­päischen Ausland und im Mittel­meer­raum gibt weiterhin jede Menge aktiver Radio­stationen. Eine Liste aktiver MW- und LW-Sender findet man hier.
Zudem gibt es auch auf Kurz­welle hoch­interes­sante analoge Sender, deren Dienste im inter­natio­nalen Funk­verkehr kaum wegzu­denken sind.

Hier sind meine Bastelprojekte:

  1. Ein einfacher Detektor für Mittelwelle
  2. MW-Audion mit Doppeltriode ECC 85
  3. Verbessertes Audion mit Variometer-Rückkopplung
  4. Kurzwellen-Pendelaudion mit magnetischem Frequenzwähler
  5. Null-Volt-Audion für Langwelle
  6. Eine fliegende Superhet-Mischstufe

1. Ein einfacher Detektor für Mittelwelle

Diese Schaltung ist der wohl einfachste mögliche Mittel­wellen-Empfänger, und er ist erstaun­lich schnell aufge­baut: das Detektor­radio. Man benötigt dazu einen Dreh­konden­sator, wie er vor 50 Jahren in alten Röhren­radios enthalten war. Ich hatte schon seit  Jahr­zehnten einige davon in meiner Schub­lade liegen. Zweitens braucht man eine Schwing­kreis­spule mit etwa 200 µH Induktivität, die für Hoch­frequenz geeignet ist. Es ist nicht schwer, das selbst aus Kupfer­lack­draht zu wickeln. Sehr praktisch ist aber eine Topf­spule aus Poly­styrol, die einen verstell­baren Ferrit­kern hat. Eine solche habe ich in meinem alten Kosmos-Elektronik­baukasten. Als Demo­dulator wurde normaler­weise eine geeignete Diode (siehe die Erläuterung rechts). Schließ­lich braucht man einen Kopf­hörer. Hier reicht ein kleiner Kristall-Ohrhörer. In einem klassi­schen Detektor verwendete einen magne­tischen Kopf­hörer mit 2 Kiloohm Innen­wider­stand (so etwas dürfte heute nur schwer aufzu­treiben sein). Hier nun der Schalt­plan zeigt:

Um ein Detektor­radio zu betreiben, braucht man neben einer Antenne allerdings auch eine Erdung. Dazu eignet sich der Schutz­leiter in der Steck­dose oder das Rohr­system der Wasser­leitung oder Zentral­heizung. Als Antenne eignet sich im Prinzip jeder größere, möglichst frei­stehende Metall­gegenstand, am besten einen Metall­draht oder ein Verlänge­rungs­kabel von einigen Metern Länge, das im Wohn­zimmer oder im Garten lose über Tischen und Stühlen auslegt. Ich habe auch erfolg­reich die Gleise meiner Modell­eisenbahn als Antenne genutzt. Das sind immerhin fast 30 Meter.

Mit dem Detektor habe ich immer ein recht brauch­bares Signal erhalten und konnte hier in Darm­stadt gleich auf Anhieb HR-Info auf 594 kHz (jetzt leider auf MW einge­stellt) herein­bekommen. Die Nach­richten und das Wetter waren klar und deutlich zu verfolgen, und vor allem war der Empfang abends und nachts erstaun­lich gut. Habe mal ein Mikro­ampere­meter mit dem Kopfhörer in Reihe geschaltet, um zu sehen, wieviel Energie mein Detektor­radio zwischen dem vielen Stahl­beton in meiner Wohnung eigent­lich herein­bekommt. Das Gerät zeigte 0,7 Mikro­ampere. Das sind an 2 Kiloohm etwa 100 Picowatt. Klingt nach extrem wenig, genügt  aber trotzdem für eine gute Laut­stärke.

Demodulator-Dioden

Zwischen den Dioden­typen gibt es da erheb­liche Unter­schiede. Neben der OA 180, eine Germanium-Diode von etwas altmo­discher Bauart, habe ich die Silizium-Typen 1 N 4007 und 1 N 4148 getestet, sowie eine weitere Germanium­diode vom Typ AA 116 und eine Schottky-Diode BAT 45. Mit den Silizium-Dioden gab der Detektor nicht den leisesten Ton von sich. Mit der AA 116 und der BAT 45 funktio­nierte der Detektor dagegen einwand­frei. Ebenfalls konnte ich mit den Dioden­systemen aus der Röhre EABC 80 einen guten Empfang erzielen. Aller­dings braucht die Röhre natür­lich eine extra Heiz­spannung.

2. Ein einfaches MW-Audion mit Doppel­triode ECC 85

Auf die Dauer war mir der Kopf­hörer am Ohr dann doch zu lästig. Außerdem war die Sender­auswahl bescheiden. Vor allem sind die vielen prasseln­den und pfei­fenden Stö­rungen sehr lästig, die von den elektri­schen Geräten im Haus, vor allem von den Schalt­netz­teilen ausgehen. Ich habe daher nach einer leistungs­fähigeren Alter­native gesucht.
Die einfachste Lösung ist eine Audion-Schal­tung, bei der ein Transistor oder eine Röhre das Hoch­frequnz­signal verstärkt. Ein Audion verfügt zudem über eine Rück­kopplung, wodurch das Empfangs­signal, wenn man es gut anstellt, gegen­über den Stör­quellen deut­lich verstärkt werden kann. Ein erstes, sehr erstaun­liches Ergebnis hatte ich mit folgender Schal­tung: Als Verstärker­röhre verwendete ich eine Doppel­triode vom Typ ECC 85 (die ECC 81, 82, 83 gehen ebenso). Zum Empfang eines Senders muss man am Drehko nicht nur die Frequenz einstellen. Man muss am Potentio­meter auch die Rück­kopplung so stark einstellen, dass die Röhre den Schwing­kreis eben noch nicht zu Eigen­schwingungen anregt. In einem kriti­schen Einstell­bereich steigt die Empfind­lichkeit des Empfängers für das Signal drastisch an.

Empfind­lichkeit und Trenn­schärfe dieses sehr einfachen Audions haben mich positiv über­rascht, auch wenn die Empfangs­beding­ungen bei mir zu Hause alles andere als optimal sind.

Gut bekannt ist die Schaltung rechts im Bild aus den zahl­reichen Radio-Bastel­büchern, an denen in den 1950 bis 1970er Jahren kein heran­wachsender Junge vorbei­kam, wenn er die Welt entdecken wollte. Wie ginge das besser als mit dem Radio (Internet gab es ja nicht). Zwei Röhren­systeme, Trioden, sorgen für die im Vergleich zum Detektor ganz erheblich verbes­serte Empfangs­leistung. Ganz Europa kann man vor allem bei Dunkel­heit empfangen, wenn die Atmo­sphäre für Radio­wellen durch­lässiger ist als bei Tag.
Das linke der beiden Trioden­systeme ist die eigent­liche Audion­röhre, die die herein­kommende HF verstärkt, rück­koppelt und das entste­hende Signal demoduliert. Die Rück­kopplung wird mit dem 25-Kiloohm-Poti hinter der Rückkoppel­spule einge­stellt.
Das zweite Trioden­system arbeitet als gewöhn­licher NF-Verstärker. Man könnte bei stärker einfal­lenden Sendern even­tuell sogar Laut­sprecher­empfang einrichten, wenn man einen zusätz­lichen Ausgangs­übertrager in die Anoden­leitung der zweiten Triode schaltet. Als Betriebs­spannung sind 60 V an sich völlig aus­reichend. Ich habe das Audion bei 120 V betrieben, der größeren Laut­stärke wegen.

Ein Röhren­audion braucht neben der Heiz­spannung für die Röhren (hier sind das 6 V) natür­lich auch eine ziemlich hohe Anoden­spannung, zwischen ungefähr 60 und 200 V. Wie man da auf prak­tische Weise heran­kommen kann, wird auf der Netzgeräte­seite gezeigt.

Mein Erfahrungsbericht

Nach dem ersten Einschalten war ich überrascht: der kleine Apparat ist enorm trenn­scharf. Die Rück­kopplung ist allerdings diffizil. Ich hatte abends mindestens 10 verschie­dene Sender im Kopf­hörer: den SWR1, DLF, einen russischen und jede Menge Franzosen. Das war im Jahr 2008, als die Mittel­welle noch reich mit Sendern bestückt war. Noch mehr Sender hatte ich bei einer Exkursion ins nahege­legene Pfälzer Berg­land, auf die ich den flie­genden Aufbau samt Netz­gerät mitnahm. Fast auf jeder Frequenz ein Signal, wovon jedoch nur ein Bruch­teil mit akzep­tabler Tonqua­lität und Laut­stärke hereinkam. Mehr leistet ein moderner Superhet auch nicht.

Allerdings zeigte die Schaltung auch einige verbes­serungs­würdige Tücken. So ließ der Bedien­komfort stark zu wünschen übrig. Wenn ich das Audion auf schwache Sender abstimmen wollte und den Drehko ganz langsam, das heißt, möglichst in 9-kHz-Schritten, dem Frequenz­abstand benach­barter Sender auf MW, durch­stimmte (Gott­seidank hat meiner ein 1:3 Unter­setzungs­getriebe!), musste ich gleich­zeitig immer auch die Rück­kopplung nach­stellen. Dadurch verschiebt sich aber wieder die Empfangs­frequenz ein wenig, und man muss erneut am Drehko nach­stellen. Bei einem so trenn­scharfen Empfänger ist das ziemlich lästig. Zudem wird der Ton meistens auch vom charakte­risti­schen Audion-Heul­konzert beein­trächtigt. Selbst bei optimaler Einstellung hatte ich einen Pfeifton von 9 kHz im Ohr, wegen der Inter­ferenz der Sender auf den benach­barten Frequenz­bändern.

3. Eine verbesserte Audionschaltung mit Variometer-Rückkopplung

Die Ursache des Problems war nach einigen weiteren Versuchen am heimischen Labor­tisch klar: die Rück­kopplungs­spule verstimmt in Zusammen­wirken mit dem Einstell­regler den Schwing­kreis. Dadurch ändert sich die Empfangs­frequenz, wenn man am Rück­kopplungs-Poti dreht. Außer­dem werden die Signale von Sendern auf benach­barten Frequenzen mitver­stärkt, was Inter­ferenzen, das heißt, einen Pfeif­ton entsteht lässt.
Zur Abhilfe habe ich deshalb eine neue Spule herge­stellt. Hier ist die Rück­koppel­spule nicht fest angebracht, sondern sitzt auf einem Schraub­trieb. So kann man ihren Abstand zur Schwing­kreis­spule auf das notwendige Maß einstellen. Das erlaubt eine fein dosierbare Rück­kopplung, vor allem driftet die Frequenz nicht mehr weg.
Die eigent­liche Schwing­kreis­spule hat 80 Windungen (mit 2 Anzapfungen nach 12 und 25 Windungen). Ich habe sie nicht aus normalem Kupfer­lackdraht, sondern aus dämpfungs­armer HF-Litze herge­stellt. Mit dem Schraub­trieb kann man sie axial hin- und herbe­wegen. Die Rück­koppel­spule hat 20 Windungen aus gewöhn­licher Schalt­litze. Schon vom Prinzip her ist diese Methode der Energie­übertragung weitaus über­legen.

Der Schraub­trieb besteht aus einer 40 mm langen 4-mm-Gewinde­stange. Diese mündet in die 3,5-mm-Längs­bohrung eines 10-mm-Holz­stabes. Dieser Stab trägt die Schwing­kreis­spule. Auf der Gewinde­stange selbst sind zwei kleine Magnete montiert, die auf einer fest­stehenden Stahl­scheibe gleiten. Dadurch kann sie sich drehen, ohne dass sie sich unkontrol­liert in Achsen­richtung verschiebt. Sie trägt an ihrem äußeren Ende den Drehknopf für die Bedienung der Rück­kopplung.
Den Spulen­körper und die Mechanik habe ich an einer Dreh­bank herge­stellt, und zwar aus dem Bruch­stück des Stiels einer Garten­schaufel.

Die zerlegte Vario­meter­spule. Eine Drehbank ist von Nutzen, aber nicht unbedingt erfor­derlich. Habe auch schon gesehen (weiß nicht mehr wo), dass jemand ganz ähnlich einen alten Pritt-Stift umfunk­tioniert hat.

Das Resultat ist vollauf befrie­digend. Es bedarf kaum noch einer Verände­rung der Rück­kopplung, wenn man einen anderen Sender einstellt. Die Rück­kopplung brauche ich eigentlich nur dann noch dann nachzu­stellen, wenn ich eine andere Antenne anschließe. Auch das Interferenz­pfeifen ist deutlich ange­nehmer. Durch Anziehen der Rück­kopplung kann man schwache Sender nahezu störungs­frei empfangen, wenn auch z.T. sehr leise. Das mag aber daran liegen, dass meine Antenne aus nur 4 m Kabel besteht, das ich an die Wohnzimmer­wand gehängt habe. Empfehlens­wert ist ferner ein Einbau der Schaltung in ein kleines Blech­gehäuse, um die Hand­empfind­lichkeit zu verringern. Wenn ich die Schaltung eines Tages vielleicht als eigenes Gerät aufbaue, werde ich in jedem Fall noch eine weitere NF-Verstärker­stufe hinzu­fügen.

Die verbesserte Schaltung. L1 und L2 sind die beiden Wick­lungen des Vario­meters, deren Abstand und gegen­seitige Kopplung mit dem Schraub­trieb einge­stellt wird.

4. Kurzwellen-Pendel­audion mit magneti­schem (!) Frequenz­wähler

Das Resultat eines verregneten Sonntags ist diese Schaltung eines Pendel­empfängers für den Kurzwellen­bereich. Ein Pendel­empfänger ist nichts als ein HF-Oszillator, der ständig zwischen dem schwingenden und dem nicht-schwingenden Zustand hin- und her wechselt, pendelt. In vorlie­genden Fall etwa 30.000 Mal pro Sekunde. Jedesmal, wenn der Oszil­lator neu anschwingt, ist er für Wellen aus dem Äther ganz besonders empfäng­lich. Eine einstellbare Rück­kopplung, die man wie beim gewöhn­lichen Audion von Hand auf die kritische Stärke einstellen muss, gibt es beim Pendler nicht.
Aller­dings dauert das Anschwingen und Abreißen der Schwingungen ungefähr 50 bis 100 Perioden. Daher ist der Pendler auf Mittel­welle schwierig zu realisieren. Man müsste hier die Pendel­frequenz in den hörbaren Frequenz­bereich legen. Es würde entsetz­lich heulen! Bei Kurz­welle ist das aber kein Problem, da man die Pendel­frequenz ohne Schwierig­keiten über die Hörgrenze von 20 kHz legen kann.

Mein Ziel war zunächst das 21-Meter-Band. Ich hoffte, hier zuerst Signale auf 13,56 MHz zu empfangen, einem Frequenz­band, auf dem zum Beispiel RFID-Chip­karten­leser und fernge­steuerten Garagen­toröffner senden. Das wäre der Funktions­beweis meines neuen Audions.
Aller­dings musste ich bei meinen ersten Experi­menten feststellen, dass die Frequenz­einstellung auf Kurzwelle ganz besonders knifflig ist. Ohne ein Oszil­loskop, das fort­während die Frequenz anzeigte, wäre ich nicht zum Ziel gekommen. Ich empfing sofort Radio­stationen, doch die Sende­frequenzen lagen so eng beisammen, dass ich das Audion mit den Dreh­konden­sator kaum darauf abgleichen konnte. Außerdem änderte sich die Frequenz des Empfängers schon dann, wenn sich meine Hand den Schwing­kreis auch nur näherte.
So ging es nicht! Ich habe daher eine "berührungsfreie", nämlich Magnetfeld-geführte Abstimm-Methode ersonnen. Wie das geht, werde ich sogleich erläutern. Diese Methode ist außerdem wesent­lich feiner einstell­bar ist als die "mechanische" mit dem Drehko.

Mit meiner 2 Meter langen Draht­antenne, die ich im Wohn­zimmer verlegt hatte, konnte ich keinen einzigen Garagen­toröffner identi­fizieren. Dafür hatte ich aber ein ganze Reihe von italie­nischen, kroa­tischen, russischen Stationen bei 14 und zwischen 15,0 und 15,7 MHz im Hörer.

Wenn der Pendel­empfänger arbeitet, hört man zunächst ein deutliches Rauschen im Hörer. Das ist sehr wichtig, wenn es nicht rauscht, funktio­niert der Empfang nicht. Wenn ich nun einen Sender einstelle, und sei er noch so schwach, dann setzt das Rauschen plötzlich aus. Ich kann dann ein wenn auch bisweilen stark verzerrtes Sprach­signal vernehmen.

Ein ganz anderes Phänomen ist mir aufgefallen: italie­nische und franzö­sische Sender sind im Pendler viel besser zu verstehen als deutsche, englische, russische oder solche, wo die Nach­richten in osteuro­päischen Sprachen vorge­lesen werden. Trügt mich mein Eindruck, oder liegt es daran, dass manche Sprachen weich klingende Vokale einflechten, andere dagegen eher schwer unter­scheidbare Konso­nanten aneinander reihen? Ich meine, das spielt eine große Rolle. Schon Verdi und Puccini mögen das als Opern­kompo­nisten zu nutzen gewusst haben, um den Arien und Gesangs­texten in ihren Werken auch gegen das hustende und schnie­fende Opern­publikum Gehör zu verschaffen.

Die Schaltung: die Ferritspule L1 sowie die Konden­satoren C2 und C3 bestimmen die Empfangs­frequenz. Die linke Triode arbeitet für die HF in Gitter-Basis­schaltung. Ohne das RC-Gleid aus R2 und C4 vor dem Gitter wäre das ein ganz solider, äußerst tole­ranter HF-Oszil­lator. Durch das RC-Glied wird er aber immer wieder abgewürgt, etwa alle 30 µs, um dann wieder von Neuem anzu­schwingen. So kommt das Pendeln zustande.

Die demodu­lierte Spannung wird am 1kΩ-Katoden­widerstand (unter der 330 μH-Drossel) abgegriffen. Durch das RC-Glied 4,7 kΩ/18 nF wird die Pendel­spannung ausge­filtert, so dass schließ­lich das nieder­frequente Tonsignal an das Gitter der zweiten Triode gelangt, dort nochmals verstärkt und dem Kopf­hörer zugeführt wird.

Der fliegende Aufbau des Pendel­audions. Rechts die dicke zylin­drische Feld­spule L2, die den Ferrit­kern der Schwing­kreis­spule L1 vormagne­tisiert.

So funktio­niert die Abstimmung: Die Empfangs­frequenz wird über den Gleich­strom eingestellt, der durch die Feld­spule fließt. Je höher dieser Strom ist, desto stärker wird der Ferrit­kern der HF-Spule vormagne­tisiert. Dadurch nehmen die Permea­bilität des Kernma­terials sowie die Indukti­vität der Schwing­kreis­spule L2 ab, die Resonanz­frequenz steigt. Ich kann das Audion zwischen 12 und 17 MHz abgleichen, auf wenige Kilo­hertz genau. Ich muss mich dazu nicht in die Nähe des Audions begeben, wo Streu­kapazi­täten lauern, sondern kann das vom fernen Regler meines stabili­sierten Labor­netz­geräts aus tun.

Ein Blick in die Feldspule: hier sitzt die winzige Schwing­kreis­spule mit ihrem Ferrit­ring, die mit einem Stück Loch­raster­platte und etwas doppel­seitigem Klebe­band im Zentrum der Feld­spule angebracht wird, wo das Feld am inten­sivsten ist. Eine ring­förmige Schwing­kreis­spule ist zweck­mäßig, damit die Feld­spule möglichst nicht induktiv ankoppelt und den Schwing­kreis bedämpft.

Andere Fequenz­bereiche sind kein Problem. Einfach die Windungs­zahl, die Größe des Ferrit­kerns oder die Konden­satoren im Schwing­kreis anpassen.
Die Verwen­dung eines geschlos­senen Ferrit­rings als Kern der Schwing­kreis­spule ist sehr zu empfehlen, da der Verlust von HF-Energie an die Feld­spule gering ist.

Hier das Oszillo­gramm im Betrieb. Oben: die an- und abschwel­lende HF an der Anode der Audion­röhre. Unten: die Reste der Pendel­frequenz an der Anode der zweiten Triode, die nur zur NF-Ver­stärkung dient. Zeitbasis: 10 µs pro Teilung.

Um die KW-Frequenz zu messen, auf der das Pendel­audion arbeitet, schaue ich mir am Digital­oszi im FFT-Modus das Spektrum des HF-Signals an. Dieses Signal hier kommt bei ziem­lich genau 15,00 MHz herein.

5. Ein Audion für Langwelle - mit Null Volt Betriebsspannung

Fliegender Aufbau

Wieviel Betriebs­spannung braucht ein Röhren­radio, sagen wir, ein einfaches Audion ? 100 Volt, oder reichen auch 60 ? Meine Versuche, das folgende Audion bei immer niedri­gerer Spannung zu betreiben, haben bei Null geendet. Lebt das Perpe­tuum Mobile vielleicht doch? Nein, tut es nicht, denn geheizt werden muss die EF 89, die ich hier verwendete, immer noch. Die Energie für die Rück­kopplung kommt vom thermi­schen Anlauf­strom.

Der Schaltplan

Die Spulen L1 und L2 bilden mit dem 500-pF-Drehko den Schwing­kreis. Mit ein paar Ferrit­stiften wird der Frequenz­bereich auf 150 bis 280 kHz eingestellt, Lang­welle. Die Rück­kopplung erfolgt über den Doppel­drehko mit 1000 pF. Das Audion ist die bekannte ECO-Schaltung. Die Drossel in der Kathoden­leitung ist für den Anlauf­strom von 30 bis 40 µA kein Hindernis. Die Anode liegt gemeinsam mit dem Schirm­gitter über den Hörer auf Masse. Die Anoden­spannung ist praktisch gleich Null. Trotzdem fließt Strom, der sich sogar mit der Gitter­spannung steuern läßt.

Das Audion schwingt


Damit Sie es glauben, habe ich zwei Oszillo­gramme aufge­nommen. Oben: ein modu­liertes Empfangs­signal bei ca. 108 kHz; unten: wenn man die Rück­kopplung voll aufdreht, dann pfeift das Audion wie ein ganz Gewöhn­liches. 185 mV HF-Spannung mit 194.5 kHz liegen am Schwing­kreis. Der Trick ist die hohe Güte des Schwing­kreises, dessen Indukti­vitäten (zum Teil) mit HF-Litze gewickelt sind. Ganz ähnliche Versuche gibt es in der Bastel­ecke von Burkhard Kainka.

Wieso das funktioniert

Die Kennline der EF89 zeigt, wie es geht. Das Diagramm wurde bei extrem nied­rigen Anoden- und Gitter­span­nungen aufge­nommen, im Anlauf­strom­gebiet, und ist ein wenig erklä­rungs­bedürf­tig. Die schwar­zen Linien zeigen den Anoden­strom als Funktion der Anoden­spannung bei verschie­denen Gitter­span­nungen Ug1 = −1,5, −1,25,...,0 V, und zwar für sehr kleine Anoden­spannungen zwischen Ua = −1,5 und +0,5 V.

Der Arbeitspunkt: Die roten Linien sind der Strom am Steuer­gitter, aber erst mal zurück zu den schwar­zen Kurven. Bei Ua=0 V und einer Gitter­spannung Ug1 = −0,5V fließen etwa

Ia = 1,5 10-5 A = 15 µA

Anoden­strom, bei −0,25 V sind es schon 60 µA. Die Steil­heit der EF 89 bei 0 V Anoden­spannung ist also

(60µA −15µA)/(0,5V−0,25 V) = 0,18mA/V.

Das ist ein beacht­licher Wert! Die DF 67 in diesem Oszil­lator hat nur 0,1 mA/V.

Der Gitter­vorwider­stand muss aller­dings genau passen, damit die Röhre im richtigen Arbeits­punkt ist. 100 kΩ waren hier o.k.: bei Ug1 = −0,3 V fließen 3 µA Gitter­strom. Mit einer EF 86 oder EF 184 ging es auch. Das Anlauf­strom­gebiet sieht wohl ähnlich aus. Mit der PCF 82 hatte ich aber Pech. Trotz hohem Anlauf­strom kam das Audion nicht ins Schwingen.

6. Experimente mit einer Röhren­misch­stufe - der erste Schritt zum Superhet

Zuerst: ZF-Oszillator und Mischer

Der Aufbau eines richtigen Superhet-Empfänger wird in Jogis Röhrenbude vorgestellt. Das ist aufwändig. Aber eine gut funktio­nierende Misch­stufe, ist mit einer Heptode-Triode ECH 81 nicht schwer. Man benötigt dazu einen, besser zwei Doppel­drehkonden­satoren. Die nötigen Spulen habe für den ZF-Oszillator und die Zwischen­frequenz-Kreise ich mir selbst gewickelt. Dieses Bild zeigt den fliegende Schaltungs­aufbau der Mischerstufe samt Oszillator:

Die Heptode über­lagert dank der beiden Steuer­gitter das von der Antenne kom­mende Eingangs­signal, das eine Frequenz zwischen 570 und 1600 kHz hat, mit dem Oszillator­signal. Dies erzeugt man mit Hilfe der Triode. Die Frequenz des Oszil­lators ist um die Zwischen­frequenz höher als die Eingangs­frequenz. In diesem Fall solll sie also von 700 bis 2000 kHz betragen. Ich habe die Zwischen­frequenz auf 310 kHz gelegt. Um den Oszil­lator passend abzu­stimmen, verwende ich eine Spule mit verstell­barem Ferrit­kern. Das ist L2. Hier mein Schalt­plan:

Der Oszillator hat eine Topfspule mit zwei Wicklungen von 30 und 90 Windungen. Die Indukti­vität ist ca. 180 µH. Wichtig ist, dass die Schwingungen im ganzen Frequenz­bereich nicht abbrechen. Ich habe mich an die Dimensio­nierung der Schaltung gehalten, die im Daten­blatt der ECH 81 vorge­schlagen wird.

Der Eingangskreis hat eine 150-µH-Luft­spule mit 75 Windungen und 2,5 cm Durch­messer. Sie ist mit dem zweiten System des Doppel­drehkos von 2 mal 500 pF und einem 60-pF-Trimmer gekoppelt.

Im Zwischen­frequenz­kreis habe ich verschiedene zylin­drische Luft­spulen zwischen 580 µH und 1,8 mH auspro­biert. Auch hier habe ich einen 500 pF-Konden­sator parallel­geschaltet. Den habe ich in eine Plastik­box eingebaut und nach außen isoliert, da er an der Anode der ECH liegt. Die Frequenz ist zwischen 280 und 520 kHz einstellbar.

Einen Detektor noch dazu: ich habe außerdem noch einen zweiten ZF-Kreis dazuge­stellt, mit einer Demodulator­diode OA 180 und einem Hörer. Im Grunde ist das ein Detektor, der auf die ZF abgestimmt ist, die der Mischer erzeugt. Jetzt ist es ein Superhet-Detektor, der tatsäch­lich ein Radio­programm wieder­geben kann.

Der Mischer im Betrieb:

Ein Mischer braucht auch etwas zum Mischen, nämlich ein HF-Signal. Das liefert hier dieser MW-Wobbel­oszillator. Der ist auf dem Steckbrett leicht aufzubauen. Wer natür­lich einen veritablen Labor-Prüf­sender hat, der möge ihn nun stolz zu Hilfe nehmen.
Bei mir auf dem Bastel­tisch sah es jedenfalls so aus:

Zur besseren Über­sicht habe ich im Bild markiert, was welche Spule ist. Das auf dem blauen Steck­brett ist links der Wobbel­oszillator mit Sender­spule, Ferrit­kern und Elektro­magnet zu sehen. Rechts auf dem Steck­brett steht die Eingangs­spule, sowie darüber die Topf­spule für den Oszillator. Die großen beiden Flach­spulen ganz rechts im Bild bilden den ZF-Kreis. Es ist ein Band­filter für 310 kHz. Sechs Spulen, zwei Doppel­drehkos und einen Einfach-Drehko in einem Versuchs­aufbau! Das ist auch für mich bisher der absolute Rekord bei einer Bastel­sitzung.
Das Über­raschende: es funkti­oniert auf Anhieb. Die Drehkos, Trimmer und Spulen­kerne müssen natürlich justiert werden.
Oben: der Oszil­lator arbeitet bei knapp 1200 kHz. Unten: die Zwischen­frequenz von 310 kHz. Man kann im Oszillo­gramm noch ein wenig von der Oszil­lator-HF erkennen.

Hier nun das Ganze in der spektralen Darstel­lung. Die Linien bei 310 und 1150 kHz sind klar zu sehen:

Wenn der Sender gewobbelt wird, dann sieht man, dass die ZF-Amplitude bei der einge­stellten Frequenz in die Höhe schnellt, wie es sein soll.
Fazit: ein schöner Bastel­nachmittag, der sich mal wieder gelohnt hat. Werden sehen, wie es weiter geht. Spulen hätte ich noch in der Schub­lade.

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