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Das L-Culator-Tutorial

Eine rasche Einführung in den Spulenrechner

Version: 12.12.2025

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Inhalt:

  1. L-Culator: Die Probe aufs Exempel
  2. Magnetfeld und Induktion
  3. Die zylindrische Spule
  4. Die Eingabefelder des L-Culators
  5. Weitere Eigenschaften der Wicklung
  6. Wie funktioniert der L-Culator?
  7. Feldstärke und Induktivität berechnen
  8. Schwingkreise
  9. Wicklungsrekonstruktion durch Messung des Magnetfelds
  10. Relaisspule durch Resonanz ausmessen
  11. Nicola Teslas drahtlose Energieübertragung: wäre sie realisierbar gewesen? Wir rechnen nach.

Die Probe aufs Exempel

Mit der Hall-Sonde eines Präzisions-Gaussmeters (Lakeshore 410) wird hier die magnetische Induktion B im Zentrum einer Zylinderspule gemessen. Zunächst wird der Sensor genau parallel zur Spulenachse ausgerichtet und im Mittelpunkt positioniert. Das Gaussmeter wird auf Null eingestellt. Sobald ein Erregerstrom von 1,00 A eingeschaltet wird, zeigt das Instrument B = 15,42 mT an.

Die Spulendaten werden in den L-Culator eingegeben: Außendurchmesser der Wicklung: 4,9 cm, Innendurchmesser: 2,9 cm, axiale Länge der Wicklung: 2,2 cm, Windungszahl: 527, Drahtsorte: 0,6-mm-Kupferlackdraht. Der berechnete Wert ist 15,63 mT.

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Magnetfeld und Induktion

Tesla ist nicht nur eine Automarke. Es ist auch die Maßeinheit der magnetischen Induktion B. Landläufig bezeichnet man das auch als magnetische Feldstärke.
Doch tatsächlich sind magnetische Induktion und Feldstärke zwei verschiedene Dinge. Die Induktion B gibt die Fähigkeit des Magnetfeldes an, in einem elektrischen Leiter eine Spannung zu induzieren. Dagegen ist die Feldstärke H die Wirkung eines elektrischen Stromes, der durch einen Draht oder eine Spule fließt. Die Feldstärke gibt man deshalb nicht in Tesla, sondern in Ampere pro Meter an, durch die Länge einer Normfeldlinie, die man mit einem Ampere Erregerstrom erzeugen kann.

Im leeren Raum ist beides allerdings synonym. Die magnetische Induktion ist dort zur magnetischen Feldstärke strikt proportional:

B = µ0H

Hierbei ist µ0 = 1,256 10-6 Vs/Am die Permeabilitätskonstante des Vakuums. Wenn allerdings ferromagnetische Stoffe im Spiel sind, Eisen oder Ferrit, dann wird die Sache komplizierter. Diese Stoffe haben nicht nur eine spezifische relative Permeabilitätszahl µr > 1, die die magnetische Induktion gegenüber der Feldstärke heraufsetzt, sie verändern auch den Verlauf der Feldlinien im Raum.

Im freien Raum entspricht eine magnetische Feldstärke von H = 1 A/m also einer magnetischen Induktion von B = 1,256 10-6 Vs/m2 oder 1,256 µT (Mikro-Tesla).
Das ist allerdings ziemlich wenig. Das Magnetfeld der Erde zum Beispiel hat in unseren Breiten eine Induktion von knapp 40 µT.

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Die zylindrische Spule

So ist es auch in einer Spule, die aus N Windungen Kupferdraht besteht, und durch die man einen Strom I schickt. Die Feldstärke H in dieser Spule beträgt ungefähr

H = N I / L

Die magnetische Induktion beträgt dann

B = µ0 N I / L

Hierin ist L die Länge der magnetischen Feldlinien, die den Innenraum der Spule durchdringen und sich außerhalb wieder schließen. Man könnte also sagen, dass in einer zylind­rische Spule, die N = 100 Windungen und eine Länge Lc = 1 cm hat, bei einem Strom von I = 1 A eine magnetische Feldstärke von 10.000 A/m und eine Induktion von 12,56 mT besteht, voraus­gesetzt, wir dürfen die Feldlinien­länge L ungefähr mit der Spulenlänge Lc gleichsetzen. Das aber ist eine sehr schlechte Näherung der wahren Verhält­nisse.

Wir stellen uns die Wicklung, die aus vielen, dicht gewickelten Draht­windungen besteht, als ein massives Rohr oder als einen Ring mit rechteckigen Querschnitt vor, mit Länge L, Außendurch­messer D1, Innendurch­messer D0. Auf dem Umfang fließt gleichmäßig verteilt der Erregerstrom aus den N Windungen kreis­förmig um die Spulenachse. Die Feldlinien verlaufen durch das Rohr beziehungs­weise durch die Öffnung des Rings hindurch.

Die höchste Feldstärke entsteht in der Mitte der Öffnung des Rings, und zwar genau in der Mitte. Sie nimmt zu den Enden hin stetig ab. Auch außen und neben der Spule wird die Feldstärke nicht zu Null, denn die Feldlinien müssen dort ja wieder zur anderen Seite zurücklaufen. Die korrekte Lösung dieses Problems ist als das Ampèresche Gesetz seit fast 200 Jahren bekannt. Doch muss man, um es anzuwenden, ein kompli­ziertes Integral lösen. Das verlangt ein Stück höhere Mathematik.

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Die Eingabefelder des L-Culators: Zeilen 5 bis 15

Alle Eingaben erfolgen ausschließlich in die gelb unterlegten Felder des Rechen­blatts. Außen- und Innendurchmesser sowie die Länge der Kupferwicklung (gemessen in Richtung der Spulenachse) werden in die Zeilen 5, 6 und 7 eingetragen. Die Windungs­zahl kommt in Zeile 9. Der Errege­rstrom in der Spule kommt in Zeile 10. Für die Feld­berechnung genügen diese Daten schon. Als Frequenz des Stroms wird "0" angegeben: Gleichstrom.

Für zusätzliche Infor­mationen wird der spezifische Widerstand des Leiter­materials, hier "1,70 10-8" Ωm für Kupfer (bei 25 °C) in Zeile 8, der Draht­durchmesser in Zeile 12, sowie, wenn HF-Litze verwendet wurde, die Zahl der Einzel­drähte in Zeile 13 engetragen. Das ist hier nicht der Fall, weshalb dort der Wert "1" steht. Zeile 14 enthält die erwartete Betriebs­temperatur der Spule. Der Widerstand von Kupfer nimmt mit der Temperatur zu.

Der Wert "1" cm in Zeile 15 gibt den Abstand eines Punktes von der Spulenmitte entlang der Achse an, an dem eine zusätzliche Berechnung des magne­tischen Feldes durchgeführt werden soll. Dadurch erfährt man, wie schnell das Feld nach außen abnimmt.

Alle weiteren Zeilen auf der ersten Seite des Rechen­blatts sind berechnete Ergebnisse wie zum Beispiel die Feldstärke bei gegebenem Strom, die Induktivität, der Schein­widerstand und vieles mehr. Zeilen mit Angaben, die Sie nicht weiter interessieren, können Sie wie bei jedem MS-Excel-Dokument selbstver­ständlich in ihrer instal­lierten Version ausblenden. Dazu bitte mit der rechten Maustaste auf die Zeilennummer (ganz links im Rechenblatt) klicken und Option "Zeile ausblenden" wählen. Dadurch wird die Sache übersicht­licher.

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Weitere Eigenschaften der Wicklung: Zeilen 17 bis 29

Diese Sektion gibt weitere Eigenschaften der Spule an, die äußerst nützlich sind.

Zeile 17 gibt an, wieviel Meter Draht für die Wicklung überhaupt benötigt werden. Der Kupfer­quer­schnitt des Drahtes ist (auch bei HF-Litzen) in Zeile 18 angegeben. Daraus ergibt sich der Schein­widerstand der Spule, Zeile 21, und der rein ohmsche Widerstand, Zeile 23. Der Schein­widerstand berücksichtigt neben dem ohmschen zusätzlich den induktiven Anteil, wenn die Spule also mit Wechsel­strom gespeist wird. Auch die Abhängigkeit des ohmschen Wider­standes von der Betriebs­temperatur ist einkal­kuliert, sowie (bei Wechselstrom) der Skin-Effekt in den Drähten, der den ohmschen Widerstand ungünstig erhöht.

Eine wichtige Zahl ist der Kupfer-Füllgrad in Zeile 25. Er gibt an, wieviel Prozent des geome­trischen Wicklungs­quer­schnitts der Spulendraht ausfüllt. Bei einer effizienten Bemessung der Spule sollten hier 60 bis 70 Prozent stehen. Ist es weniger, dann ist der Kupfer­querschnitt zu klein gewählt. Der ohmsche Widerstand ist dann unnötig groß. Eine Spule, die eine bestimmte Feldstärke erzeugen und den entsprechend hohen Erreger­strom durchleiten muss, erzeugt dann unnötig viel Wärme. Ist er größer als 70 Prozent, dann wird der Wickeldraht nicht in den geplanten Querschnitt hinein­passen. Man muss die Wicklung dann dicker oder länger machen. Das führt dazu, dass die magne­tischen Feldlinien einen größere Länge L haben und dass die magnetische Feldstärke bei gegebenem Strom geringer ausfällt als erwartet.

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Wie funktioniert L-Culator?

Hier kommt nun der L-Culator ins Spiel. In diesem MS-Excel-Rechen­blatt ist die exakte Lösung implemen­tiert, zumindest soweit es zylindrische Spulen betrifft, und sofern diese keinen ferromag­netischen Kern haben. Man gibt hier Innen- und Außendurch­messer, Länge und Windungszahl der Wicklung ein sowie die Strom­stärke, und schon erhält man für die magnetische Feldstärke und die Induktion im Zentrum der Spule sowie an einer beliebigen Position entlang ihrer Mittelachse.

Das berechnete Ergebnis ist auch dann noch exakt, wenn die Spule extrem lang und dünn ist, oder wenn sie um eine sehr flache, scheiben­förmige Bauform hat. Man kann in Büchern und Internet­seiten zur Elektro­technik Näherungs­lösungen finden. Diese versagen jedoch in solchen Situationen, da sie implizit gewisse Annahmen über die Spulenform machen, die im einen oder anderen Extremfall ungültig werden.

Ebenso verhält es sich mit der Induktivität der Spule, eine Größe, die vor allem bei Wechsel­strom­betrieb, Hochfrequenz­spulen und in Schwing­kreisen von zentraler Bedeutung ist. Wie die Feldtärke, die eine Spule in ihrem Innern erzeugt, ist auch ihre Induktivität eine Funktion der Spulenform und der Windungszahl (Wir sehen von Spulen mit Eisen- oder Ferritkern ab und betrachten allein "Luftspulen"). Das zu berechnende Integral ist nochmals um ein Vielfaches komplizierter. Aber auch hier bietet der L-Culator eine wenn auch nicht exakte, aber doch in den schwierigen Grenzfällen sehr genaue Näherungs­lösung des Problems an.

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Feldstärke und Induktivität berechnen: Zeilen 36 bis 57

Zeile 36 und 38 geben die magnetische Feldstärke und Induktion im Zentrum der Spule bei der vorge­sehenen Stromstärke an, wobingegen die in Zeile 39 und 42 erscheinenden Werte sich auf einen Punkt der Spulenachse beziehen, der vom Spulen­zentrum den in Zeile 15 eingetra­genen Abstand liegt. Wenn man diese Werte vergleicht, dann erfährt man, wie gleichförmig das erzeugte Magnetfeld ist. Das ist wichtig zu wissen, wenn man beispiels­weise ein ausgedehntes Bauelement in die Spule legen und mit einem möglichst konstanten Magnetfeld beauf­schlagen möchte, wie zum Beispiel in diesem Experiment.

In Zeile 43 ist die Feldstärke noch einmal in logarith­mischen Einheiten angegeben, nämlich in dBµA/m, wie sie bei der Feldstärken­messung im Funkbetrieb üblich ist. Zeile 44 gibt noch einmal die Ausdehnung des Bereichs in der Spule an, innerhalb dessen die Feldstärke um nicht mehr als 10 % unter den Maximal­wert im Zentrum absinkt.

Schließlich gibt Zeile 48 die Induktivität der Spule an. Der berechnete Wert berück­sichtigt gewisse Korrekturen, die vor allem bei flachen Spulen ins Gewicht fallen. Beispiels­weise nimmt die magnetische Feldstärke (und damit die Dichte der Feldlinien) vom Zentrum der Spule zum Innenrand der Wicklung stets etwas zu, um dann im Innern der Wicklung auf Null zu sinken. Diese Randfelder tragen zur Indukti­vität der Spule bisweilen ganz erheblich bei.

Die weiteren Zeilen geben die Klemmen­spannung, Phasenver­schiebung zwischen Strom und Spannung, die induktive Zeit­konstante und die magnetische Blind­leistung an, die in der Spule zirkuliert (was vor allem in induktiven Leistungs­schaltungen erheblich sein kann), sowie die thermische Verlust­leistung der Wicklung. Ich habe dafür eine Frequenz von 1000 Hz in Zeile 11 eingetragen, denn sonst stünde hier fast überall Null.

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Schwingkreise: Zeilen 60 bis 67

In der letzten Sektion geht es um Schwing­kreise, welche man mit der Spule aufbaut. Diese Daten hängen natürlich entscheidend von der Frequenz­angabe in Zeile 11 ab. Zunächst gibt Zeile 60 die Kapazität an, die man der Spule parallel­schalten müsste, um den Schwingkreis auf dieser Frequenz in Resonanz zu bringen. Für verlust­freie Spulen ergibt sich dieser Zusammen­hang aus der Thomsonschen Formel aus Frequenz und Induktivität. Der exakte Wert kann davon jedoch deutlich abweichen, da in einer realen Spule aufgrund des ohmschen Wider­stands und des Skin-Effekts Verluste entstehen. Diese Verschie­bung kalkuliert der L-Culator ein. Zeile 61 ist die maximal erreichbare Güte des Schwingkreises, und Zeile 63 der Resonanz­widerstand. Dieser ist zugleich der Arbeits­widerstand für eine Röhre oder einen Transistor, der den Schwingkreis in seiner Anoden- oder Kollektor­leitung hat und ihn ansteuern soll.

Zeile 64 gibt das magnetische Dipolmoment der strom­durchflos­senen Spule an. Dieses wird benötigt, um das magnetische Feld in einem gewissem Abstand von der Spule zu berechnen. Zeile 66 gibt dagegen die elektro­magnetische Leistung der Kugelwelle im Fernfeld an, die also im Hochfrequenz­bereich durch die Spule abgestrahlt würde, wenn man sie als Funkantenne eines Senders verwenden wollte. Diese Intensität ist in aller Regel außerordentlich klein, außer bei extrem hoher Frequenz.

Zeile 67 gibt nun wiederum die Induktions­spannung an, die man an der Spule messen würde, wenn man sie einem magnetischen HF-Feld der angegebenen Frequenz aussetzen würde, das eine Induktion von 1 µT hat.

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Wicklungsrekonstruktion durch Messung des Magnetfelds

Eine unbekannte Wicklung analysieren

Diesen alten Schalen­kern, den ich aus dem Elektro­schrott ausgelötet habe, wollte ich gern reakti­vieren. Nach dem zerlegen fand ich, dass mindestens eine der beiden alten Wicklungen für meine Zwecke ganz o.k. sein könnte. "Ob die wohl 100 Windungen hat?" Nun, ich wollte sie nicht von Hand abwickeln, nur um die Windungen zu zählen. Doch mit Gaussmeter und L-Culator läßt sich das Problem auf elektrische Weise lösen.

Ich habe den Spulenträger mit der interes­samten Wicklung zunächst ausgemessen. Der Wickel­körper, der in zwei gleiche Kammern geteilt ist, hat einen Durchmesser von 1,05 cm und ist 0,35 cm breit. Die interes­sierende Wicklung hatte einen Außen­durchmesser von 1,55 cm. Ich habe sodann die Hall-Sonde des Gauss­meters in der Mitte dieser Spule justiert (genau wie oben) und Strom durch die Wicklung geschickt. Bei 1 A zeigte das Gaussmeter 8,43 mT. Alles klar.

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Berechnung der Windunszahl

Die Maße der Spule trage ich in die Zeilen 5, 6 und 7 ein (grüne Pfeile). Die Stromstärke kommt in Zeile 10 (schwarzer Pfeil). Ich messe mit Gleichstrom. Also kommt in Feld 11 der Wert "0 Hz". Man kann im L-Culator nun nicht die gemessene Feldstärke einstellen, sondern, wenn Spulenmaße und Strom feststehen, eigentlich nur noch eine Windungs­zahl in Zeile 9 eintragen (blauer Pfeil) und so lange probieren, bis die magnetische Flussdichte in Zeile 38 stimmt (roter Pfeil). Mit 88 Windungen in Zeile 9 war ich am Ziel. 8,40 mT zeigte mir der L-Culator an.

Ein Nebenresultat: ich hatte die Drahtstärke mit der Schiebe­lehre zu 0,3 mm bestimmt. Das ist aber immer etwas ungenau. Ich kann das mit dem L-Culator auf zwei Wegen prüfen. Erstens: der Spulen­widerstand. Je dünner der Draht, desto höher ist bei gegebener Windunszahl der Widerstand. Zeile 21 und 23 zeigen 0,93 Ohm. Das konnte ich durch Spannungs­messung bestätigen. Zweitens: der Kupfer-Füllgrad der Kammer ergab 71 %, siehe Zeile 25. Das schien mir plausibel, zumal die Wicklung war ziemlich ordentlich und dicht aufgebracht worden.

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Wie man den Aufbau einer Relaisspule mittels Resonanz rekonstruiert

Eine neue Aufgabe für eine alte Spule

Hierzu benötigt man neben einem Frequenz­gene­rator ein Ohm­meter und ein paar Klein­teile fürs Steck­brett, darunter einen Si-Transistor.

Das Bild zeigt ein Relais zur Fahrt­richtungs­umschaltung, wie er früher in den Spur-H0-Lokomotiven der Spielzeug­herstellers Märklin eingebaut war. Es ist ein alter­nierendes Relais, das durch Spannungs­impulse von 24 V betätigt wird. Heute sind solche Relais obsolet, weil bei der Modell­eisenbahn nun die Digital­steuerung Standard ist. Ich habe mehrere solche Relais in meiner Bastel­kiste liegen. Sie besitzen eine sehr bemerkens­werte Relaisspule, die aus sehr dünnem Draht gewickelt ist. Ich wollte wissen, wie sie beschaffen ist und was man damit anfangen kann. Das Ohmmeter zeigte jedenfalls einen Widerstand von 100 Ω.

Frequenz-Generator anschließen: Daher habe ich die Spule ausgebaut, das eiserne Magnetjoch entfernt und die Spule mit verschiedenen Konden­satoren zu einem Schwingkreis zusammen­geschaltet. Dann habe ich den Schwingkreis jeweils an einen Labor-Frequenz­generator ange­schlossen, der den Bereich von 10 Hz bis 100 kHz über­streicht, und diesen auf die Resonanz­frequenz abgestimmt. Aus dieser und der bekannten Kapazität Cn lässt sich die Induk­tivität berechnen. Das geht zwar mit der erwähnten Thomson­schen Formel, aber der L-Culator rechnet präziser, und man erfährt noch sehr viel mehr über die Spule.

Hochohmige Ansteuerung des Schwing­kreises: Eine Sache sollte man unbe­dingt beachten: der Ausgang des Signal­generators hat eine sehr niedrige Impedanz. Klemmt man ihn direkt an den Schwing­kreis an, dann dämpft er dessen Resonanz bis zur Unkennt­lichkeit. Man benötigt daher eine Zwischen­stufe mit hoher Ausgangs­impedanz, die den Schwing­kreis nicht belastet. Ich habe dazu in einem fliegenden Aufbau mit einem npn-Silizium­transistor BC109C (andere gebräuch­liche Typen gingen ebenso) eine Transistor­stufe aufgebaut, die das Generator­signal entsprechend trans­formiert (siehe Schaltplan). Der Schwing­kreis wird in den Kollektor-Stromkreis des Transistors gelegt. Dieser hat die gewünschte, sehr hohe Impedanz.

Resonanz­frequenz präzise messen: Mit dem 2-Kanal-Oszi messe ich dann die Kollektor­spannung sowie die Spannung am Emitter-Wider­stand. Diese ist zum (negativen) Kollektor­strom praktisch proportional. Die Signal­amplitude des Frequenz­generators wird so einge­stellt, dass er die Transistor­stufe nicht über­steuert und ein klares Sinus­signal erscheint. Die Resonanz ist erreicht, wenn Kollektor­strom und -spannung phasen­gleich sind. Die Lissajous-Ellipse in der x-y-Darstellung (Oszil­logramm rechts) kolla­biert dann zu einer 45°-Linie. Außerdem durch­läuft die Spannungs­amplude am Kol­lektor ein klares Maximum (Oszil­logramm links).

Rekonstruktion mit dem L-Culators

Eine erste Messung an der Spule, zu der Cn = 4,7 nF parallel geschaltet waren, ergab eine Resonanzfrequenz von 22,48 kHz.

Windungszahl und Drahtdurchmesser: Die Maße der Spule sowie diese Frequnz wurden in die Zeilen 5, 6, 7 eingetragen, doch die Frequenz in Feld 11 wurde zunächst auf Null belassen. Nun wurden die Windungszahl in Feld 9 sowie der Drahtdurch­messer in Feld 12 so eingestellt, dass der Verlust­widerstand in Fled 23 möglichst genau an die gemessenen 100 Ω herankamen und anderer­seits der Kupfer-Füllgrad in Zeile 25 einen plausiblen Wert erreichte. Nach einigen Versuchen erhielt ich mit 1800 Windungen und 0,1 mm starkem Wichlungs­draht (was auch durchaus dem Augen­schein entsprach) am Ziel.

Der finale Check - Berechnung des Konden­sators: Nunmehr setzte ich in Zeile 11 die gemessene Resonanz­frequenz von 22,48 kHz ein. Ich erhielt eine Schwing­kreis­kapazität von 4,592 nF (Zeile 60). Das entspricht unter Berück­sichtigung der Tole­ranzen dem 4,7-nF-Konden­sator. Die angenom­mene Windungs­zahl von 1800 liegt also ziemlich nahe an der Realität. Als Induk­tivität berechnete der L-Culator in Zeile 48 einen Wert von 10,89 mH.

Zur Überprüfung wiederholte ich die Messung mit einem Konden­sator von 100 nF. Diesmal zeigte das Oszi eine Resonanz­frequenz von nur 4,73 kHz an. Ich änderte den Eintrag in Zeile 11 auf diesen Wert. Der L-Culators berechnete für Cn sofort einen Wert von 99,6 nF, ein Voll­treffer! Dass es dann allerdings auf 0,4 % genau heraus­kommt, halte ich selbst für einen glück­lichen Zufall. Außerdem führt der L-Culator hier nicht bloß eine einfache Dreisatz­rechnung durch. Es fließen viele Korrektur­faktoren wie zum Beispiel eine Resonanz­erschie­bung aufgrund der ohmschen Verluste ein, die bei 4,7 und 22,4 kHz unter­schiedlich sind.

Skin-Effekt: So unter­scheidet sich der ohmsche Wider­stand der Spule laut L-Culator bei 4,73 kHz (95,01 Ω) von dem bei 22,48 kHz (98,23 Ω). Er steigt mit zuneh­mender Frequenz als Folge des Skin-Effekts im Kupfer­draht an.

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Nicola Teslas drahtlose Energie­über­tragung: wäre sie realisierbar gewesen?

Die drahtlose Energieübertragung Teslas


Nicola Tesla vor einer Spiral­spule (Quelle: Wikipedia, gemeinfrei)

Im Jahr 1900 erwarb der kroatisch-ameri­kanische Forscher Nicola Tesla das US-Patent US645576, "System of Trans­mission of Electrical Energy". Darin geht es darum, elektrische Energie mittels Strahlung durch die Atmosphäre oder durch den leeren Raum in großer Menge über große Distanzen zu übertragen, um beispiels­weise Schiffe und Flugzeuge mit der notwendigen Antriebs­energie zu erzeugen.

Zentraler Bestandteil dieses Prinzip ist eine riesige Sendespule, die durch einen Hochfrequenz­generator gespeist wird. Damals, als es weder Röhren noch Halbleiter gab, war das ein vielpoliger Strom­generator für Wechsel­spannung, der von einer Dampf­maschine auf Hochtouren gebracht wurde. Die Spule des Schwing­kreises sandte die elektr­omagne­tische Energie über ihr Dipolfeld in den Raum. Der Empfänger, also ein Schiff auf hoher See oder ein hoch in der Luft vorbei­fliegendes Flugzeug, sollte einen kleineren, abgestimmten Resonanz­kreis mitführen, der aus diesem Fernfeld der Sender­spule Energie entnahmt und an Bord zur Verfügung stellte.

Tesla konnte dieses Projekt allerdings nie in großem Stil realisieren. Er entwarf aber kleine Demon­stratoren. Der Entwurf einer Spule ist zusammen mit dem Erfinder in dem obigen Bild zu sehen. Wir hier fragen uns nun, wie Teslas Sendespule hätte Ausgelegt sein müssen, um wirklich große Energie­mengen nach diesem Prinzip zu übertragen. Dazu nutzen wir den L-Culator.

So könnte das im Großen ausgesehen haben:


Ein Bauentwurf des Senders, berechnet mit dem L-Culator. Ich empfehle Version 0.51 oder höher.

Ich habe mir bei der Planung zuerst diese technischen Randbe­dingungen einer solchen Anlage überlegt:

  1. Der Sender müsste, um eine sinnvolle Reich­weite zu haben, das Fernfeld des magnetischen Spulen­dipols nutzen, nicht die Induktions­wirkung des Nahfeldes. Die Intensität nimmt mit wachsendem Abstand d vom Sender dann mit nur 1/d2 ab, wie bei einem Rundfunk­sender. Das Energie­dichte des Nahfelds dagegen wird mit 1/d4 schwächer.
  2. Die abgestrahlte Leistung (Zeile 66) müsste einige 10 Kilowatt betragen, um beim Empfänger überhaupt eine elektrische Maschine betreiben zu können.
  3. Die Verlust­leistung der Spule (Zeile 56) sollte diesen Wert zumindest nicht wesentlich über­schreiten, sonst ist der Wirkungs­grad zu schlecht, um wirtschaft­lich zu sein.
  4. Da ein mechanischer Generator eingesetzt wird, kann die Betriebs­frequenz (Zeile 11) aus mechani­schen Gründen bei kaum mehr als 100 kHz liegen. Selbst das wäre schon grenz­wertig.

Selbstver­ständlich besteht noch sehr viel Spielraum bei der Gestaltung. Es handelt sich hier, wie gesagt, um einen ersten Entwurf, der sich an dem US-Patent von 1900 orientiert.

Einige weitere Einzel­heiten möchte ich erwähnen:

  1. Mit der Spulen-Blind­leistung, die in Zeile 53 mit unvorstell­baren 21,7 Giga-Watt angegeben ist, hat es folgende Bewandnis: dieser Wert entsteht dadurch, dass der Schwing­kreis 120.000 mal pro Sekunde die magnetische Feld­energie der Spule als elektrische Energie in den Konden­sator eingespeist und wieder zurückholt. Das Verhältnis dieser Leistung zur Frequenz gibt die magnetische Feld­energie an, gemessen in Joule, die während der Periode in und um die Spule und Konden­sator zirkulieren. Das sind bloß 180 Kilojoule, das Energie­äquivalent von 17 Gramm Butter.
  2. Ich würde empfehlen, die Spule nicht, wie Tesla es beschrieb, aufrecht aufzu­stellen, sondern sie auf die Seite zu legen. Dadurch würde man erreichen, dass die Vorzugs­ebene der Strahlung zur Erober­fläche parallel ist. Die Welle würde sich dann ringsum gleich­mäßig in alle Richtungen ausbreiten. In Teslas Entwurf strahlt sie dagegen bevorzugt quer zur Achsen­richtung nach beiden Seiten sowie nach oben ins Weltall und nach unten in die Erde.

Unser Entwurf für den Sender: Um mit dem L-Culator einen Entwurf für eine solche Anlage zu machen, der technisch und wirtschaft­lich zumindest diskutabel erscheint, habe ich mit den Maßen, der Windungs­zahl und der Option gespielt, die Windungen in viele Einzel­drähte aufzuteilen. Das ist nach einigen Optimie­rungs­schritten heraus­gekommen:

  1. Größe und Gewicht der Anlage: Der Sender ist eine aufrecht stehende Zylinder­spule mit 13 Metern Höhe und 4 Metern Länge, die aus 16 Windungen eines Kupfer­leiters gewickelt ist, der aus einem Bündel von 10.000 isolierten Kupfer­drähten von je 10 mm Stärke besteht. Diese Bauweise reduziert den Skin-Effekt in der Spule und die resultie­renden Energie­verluste gegenüber einem massiven Draht auf einen Bruchteil. Um die Spule anzufer­tigen, werden fast 430 Meter dieses Leiters benötigt, der ein Gesamt­gewicht von über 2.500 Tonnen Kupfer hat.
  2. Baukosten: Die Kosten für die Anlage berechnen sich vorwiegend aus dem Preis für das Kupfer der Spule. Bei dem gegen­wärtigen Kupfer­preis von 10.000 Euro pro Tonne (Dez. 2025) rechnen wir also mit Kosten von 25 Millionen Euro.
  3. Sendefrequenz und HF-Leistung: Der Sender wird bei 120 kHz betrieben, seine abge­strahlte Leistung (Fernfeld) liegt bei 25 Kilowatt. Die Spule hat eine Induk­tivität von 1,42 mH und hat einen Verlust­wider­stand 1,22 Milliohm. Die notwendige Parallel­kapazität ist 1,238 nF.
  4. Elektrische Kennwerte: Die Strom­stärke beträgt 4.500 Ampère bei Resonanz, wobei zwischen den Klemmen der Spule fast 1,7 Millionen Volt liegen. Die Verlust­leistung beträgt 25 Kilowatt.
  5. Elektrische Sicherheit: Tatsächlich ist die extrem hohe Klemmen­spannung von 1,7 MV technisch kein schwer­wiegendes Problem. Entscheidend sind allein die Wirkungen des resultie­renden elektrischen Feldes. Hier ist es nun so, dass die elektrischen Feldlinien zwischen dem Außenrand und der Mitte der Spule verlaufen. Weder wandern sie an der Erdober­fläche entlang (wie bei einem gewöhn­lichen Sendemast), noch erzeugt die Spule ein elektrisches Dipolfeld. Das hatte der geniale Forscher Tesla selbst schon erkannt und vermeiden wollen, denn es würde im Umkreis starke dielek­trische Wärme­verluste verursachen, zusätzlich Energie vergeuden und könnte durch seine Intensität für Menschen in der Umgebung gefährlich werden.
  6. Generator und Energie­verbrauch: Der Generator muss die hohe auftretenden Spannungen und Ströme keineswegs in dieser Form bereit­stellen. Er kann die erzeugte Energie zum Beispiel induktiv bei niedriger Spannung einspeisen. Auch ist der Strom im Generator­kreis weitaus niedriger als im Resonanz­kreis. Seine Leistung muss allein für die ohmschen Verluste und die durch den magne­tischen Dipol abgestrahlte Energie ausreichen. Zusammen sind das nur 50 Kilowatt. Eine 100-PS-Dampf­maschine sollte zum Antrieb der Generator­maschine ausreichen. Für den nötigen Dampf müssten pro Stunde 100 kg Steinkohle ausreichen.